Die Pandemie hat das Lernen und Lehren an der Universität umgekrempelt. Von jetzt auf gleich wurden digitale Infrastrukturen sowie virtuelle und hybride Unterrichts- und Konferenzräume im Unialltag zentral und sind auch nach der Rückkehr in die Präsenzsemester nicht mehr wegzudenken. Diese können nicht nur dazu beitragen, dass die Vereinbarkeit von Studium oder Beruf mit weiteren Anforderungen im Alltag verbessert wird, auch ortsunabhängige Co-Teachings und Kollaborationen mit Expert*innen aus der Praxis können im digitalen und hybriden Lehrkontext leichter möglich werden.
Am ZtG haben wir in zwei einjährigen Medienprojekten die Chance genutzt, erprobtes Know-How für digital gestütztes Studieren und hybride Unterrichtsszenarien zu bündeln und als Open Educational Resources nachhaltig nutzbar bereitzustellen. Auf Basis des von der Goethe-Universität Frankfurt am Main entwickelten Autor*innensystems LernBar zur Erstellung digitaler Kursformate im austauschfähigen SCORM-Format konnten wir das Anliegen umsetzen, die studien- und lehrergänzenden Weiterbildungs- und Serviceangebote am ZtG sowohl stärker an spezifische Bedarfe im Studiengang anzupassen als auch sichtbarer und nachhaltig zugänglicher zu machen. Seit Ende des Sommersemesters 2023 sind die Ergebnisse beider Projekte in Form von insgesamt sechs digitalen Kursen online verfügbar. Video-Tutorials, Checklisten, Flow-Charts sowie umfangreiche, sorgfältig kuratierte Ressourcenlisten runden die Lerneinheiten ab, die von Studierenden wie Lehrenden asynchron und mit individuellem Vertiefungsgrad genutzt werden können.
Digitale Werkzeuge und Medienkompetenzen für Studierende in den Gender Studies
Im Kontext des von Juli 2021 bis Juni 2022 von der Medienkommission der HU geförderten Projektes „Digital Literacy und digitales Empowerment für die Gender Studies“ sind unter Mitarbeit von Clara Scholz, Hannah Schmidt und Lydia Romanowski drei digitale Lerneinheiten für Studierende entstanden. Das vom Projektteam auserkorene Maskottchen des Medienprojekts, der zweihörnige Regenbogenfisch, führt durch die Lektionen, die – ebenfalls als Bestandteil der Einführungstutorien – studienerleichternde digitale Werkzeuge vorstellen und Medienkompetenzen für das Gender-Studium vermitteln. In diesem Angebot werden ausgewählte Inhalte der ehemaligen Computer- und Literaturrecherchekurse von ZtG-PC-Pool und Genderbibliothek in gebündelter Form aufgegriffen.
Die Lerneinheit „Wie spreche ich eigentlich mit Such*maschinen? Literatur suchen, finden, verwenden“ bietet einen Einstieg in die Literaturrecherche in den Gender Studies und vermittelt Kompetenzen zur systematischen Suche via Such-Term-Analyse. Sie sensibilisiert für kritische Perspektiven auf Publikations- und Wissenszugänge und informiert über Open Access und Angebote im transdisziplinären Forschungsfeld der Gender Studies.
Digitale Selbstorganisation ist das A und O, um insbesondere im transdisziplinären Studium den Überblick zu behalten. In der zweiten Lerneinheit „Der Weg aus dem Chaos: Wissen clustern, sortieren, vernetzen“ zeigen wir Möglichkeiten der digitalen Strukturierung des im Studium erlangten Wissens. Wir stellen digitale Werkzeuge für Einzelarbeiten und Kollaborationen in der Gruppe vor und bieten einen Einstieg in die Anwendungsmöglichkeiten von Literaturverwaltungssoftware. Ins Detail gehen die Video-Tutorials der Lerneinheit. Mit ihnen stehen Kerninhalte der beiden beliebtesten ehemaligen PC-Pool-Kurse zur Formatierung wissenschaftlicher Arbeiten mit Microsoft Word und Literaturverwaltung in Citavi in asynchroner Form zur Verfügung.
Kreative Präsentationsformate und Open-Source-Programme zur Visualisierung und Präsentation von Studienergebnissen bilden den Fokus der dritten Lerneinheit des Medienprojekts. Hier haben wir zudem Orientierungshilfen zum Thema Lizenzen und Nutzungsrechte kreativer Werke zusammengestellt. Auf die Erstellung von Audioarbeiten gehen wir aufgrund unseres wachsenden Erfahrungsschatzes im Kontext der Produktion des hauseigenen Genderblog-Podcasts #nachgefragt etwas detaillierter ein – und freuen uns besonders darüber, dass in diesem Semester eine von Studierenden im Kontext des Projekttutoriums „Soziologie des Teenage-Girls“ produzierte Mini-Podcastserie im Genderblog erscheinen wird.
Für Lehrende: Grundlagenwissen und Hardwaretechnik für die Durchführung hybrider Lehrformate
„Hybrides Lernen gestalten“ bildete 2022 den Förderfokus der HU-Medienkommission. Mit dem Vorhaben, in einem zweiten Medienprojekt die Bedarfe von Lehrenden zu adressieren, bewarb sich das ZtG mit dem Projekt „Hürden und Barrieren für hybride Lehre in den Gender Studies abbauen – während und nach der Pandemie“, an dem nach Bewilligung Lara Zoe Hube, Lydia Romanowski, Clara Scholz, Marco Berger und Susanne Spintig mitwirkten. Im Kontext des Projektes konnten wir am ZtG nicht nur umfangreich vertiefbare digitale Ressourcen erarbeiten, die künftig Lehrende bei der Durchführung hybrider Lehrveranstaltungen unterstützen, sondern auch Hybridtechnik für unterschiedliche Anforderungen beschaffen, die über den PC-Pool-Bereich reserviert und ausgeliehen werden kann.
Den technischen Aspekten der Umsetzung einer hybriden Sitzung haben wir eine eigene Lerneinheit gewidmet und dort Grundkomponenten des Setups und Anwendungsempfehlungen mit Dos und Don‘ts veranschaulicht. Weil je nach Raumgröße und Vorhaben andere Geräte benötigt werden, stellen wir die am ZtG eingesetzte und für Lehrveranstaltungen ausleihbare Hybridtechnik nach Anwendungskontexten vor – vom kompakten Hybridkameraturm bis hin zum für Diskussionen besonders geeigneten Catchbox-Mikrofon, das mühelos weitergereicht oder sogar durch den Seminarraum geworfen werden kann. Detaillierte Anleitungen, die zusätzlich separat von den LernBar-Kursen über die ZtG-Homepage aufgerufen werden können, sind ebenfalls in englischer Sprache verfügbar und unterstützen beim Aufbau und bei der Inbetriebnahme der Hybridtechnik.
Eine zweite Lerneinheit bietet didaktische und methodische Empfehlungen – bewährte Spielarten und Varianten für die Konzeption und Techniken sowohl für die Vorab-Planung eines hybriden Lehrformates als auch für einzelne Phasen und Interaktionsvarianten einer hybrid-synchronen Seminarsitzung werden vorgestellt. Wir führen in digitale (HU-)Infrastrukturen ein, die das Rückgrat einer jeden digitalen oder hybriden Lehrveranstaltung bilden und schlagen Werkzeuge vor, die für die Kollaboration in diesen Kontexten praktisch sein können. Zudem geben wir Anhaltspunkte, wie Kursinhalte möglichst barrierearm zur Verfügung gestellt werden können.
Die abschließende Lerneinheit „Alternative Präsentations- und Prüfungsformate“ spannt einen Bogen zurück zum ersten Medienprojekt, indem sie Open-Source-gestützte bzw. durch die HU ermöglichte Wege zur Erstellung digitaler Präsentationsformate für Lehrende aufgreift. Sie enthält Anhaltspunkte zu Möglichkeiten und Anforderungen digitaler und kreativer Prüfungsformate in den HU Gender Studies sowie zur nachhaltigen Speicherung und Bereitstellung multimedialer Projektergebnisse und Forschungserzeugnisse. Ein Video-Tutorial vermittelt zudem Grundlagen des Programms Camtasia, das im Rahmen einer HU-Lizenz zur Erstellung von Videopräsentationen genutzt werden kann. Es ermöglicht die Erstellung von asynchronen Sitzungsinputs, falls einzelne Sitzungen einmal nicht in Präsenz stattfinden können oder auch, um sorgsam ausgearbeitete Inputs der Lehrenden festzuhalten und Studierenden für eigenständige, spätere Wiederholungen zur Verfügung zu stellen.
Ausblick: Nachhaltigkeit, Vernetzung, Erweiterung
Damit die Lerneinheiten auch nachhaltig bei häufigen digitalen Anliegen von Studierenden und Lehrenden weiterhelfen können, benötigen sie nicht nur einen zuverlässigen und kompatiblen Speicherplatz, der mit dem eigens für dieses Kursformat entwickelten LernBar-Server der Goethe-Universität Frankfurt am Main zur Verfügung steht. Regelmäßige Aktualisierungen sind vorgesehen, für welche wir jedes Feedback und thematische Anregungen der Anwender*innen dankbar entgegennehmen. Mit dem Vorhaben, unsere Lerneinheiten zur Unterstützung hybrider Lehrformate um live erprobte Anwendungsbeispiele und best practices aus den Gender Studies zu erweitern, befinden wir uns zudem im Austausch mit dem Projekt „GenderingMINT didaktisch-digital“, das jüngst unter der Leitung von Prof. Dr. Sigrid Schmitz startete. Das Projekt soll die Ressourcen des Portals GenderingMINTdigital für die didaktische Anwendung auch in hybriden Nutzungsszenarios optimieren – der 1. Austauschworkshop für Lehrende aus MINT-Fächern wird am 20. und 21.10.2023 in hybrider Form stattfinden.
Titelbild von Uzunov Rostislav, Pexels Lizenz, https://www.pexels.com/de-de/foto/kunst-blau-lila-abstrakt-5011647/
Lydia Romanowski, M.A., studierte Kulturwissenschaft und Gender Studies an der HU und arbeitet seit 2012 am ZtG im Bereich PC-Pool und Multimedia. In ihrem Arbeitsalltag begleitet sie unter anderem auch hybride Veranstaltungsformate an der Uni, unterstützt und berät Studierende, Lehrende, Gastwissenschaftler*innen und Mitarbeiter*innen in den Bereichen digitale HU-Infrastruktur und Medienkompetenz, begleitet die Abläufe im Genderblog auch auf technischer Ebene und produziert die Folgen von #nachgefragt, dem Podcastformat im Genderblog.