Wie könnte eine von Transmaterialist*innen veränderte Gesellschaft aussehen? Auf diese Frage haben die Studierenden im studentischen Projekttutorium “Transmaterialism – an Introduction” im Sommersemester 2024 ganz unterschiedliche Antworten gefunden. Drei der in diesem Rahmen entstandenen Texte erscheinen hier als Serie.
Das Seminar wurde von Jules Gleeson und Alaida Hobbing konzipiert und geleitet. Es war eine Einführung zu materialistischen Perspektiven auf Transgeschlechtlichkeit aus der Sicht von trans-, inter- und nicht-binären (TIN) Theoretiker*innen. Wir untersuchten gegenwärtige Texte über materielle Kämpfe von TIN in kapitalistischen Gesellschaften und diskutierten die Überschneidung von Geschlecht, race und sexueller Orientierung. Was sind die Bedingungen von Transition? Was soll cis sein und wie wird Geschlecht hergestellt? Welche Form der Arbeit ist das Transitionieren? Was für ein Verhältnis besteht zwischen Transition, race und sexueller Orientierung? Gibt es eine historische Spaltung zwischen Second-Wave Feminismus und Queer- und Transfeminismus und worin besteht diese? Wie sind Klasse und Transgeschlechtlichkeit im Kapitalismus miteinander verbunden? Was bedeutet Passing als ein Geschlecht? Neben diesen Fragen haben wir uns mit den historischen Kontexten von Transgeschlechtlichkeit im Nationalsozialismus und Kolonialismus auseinandergesetzt.
Aufbauend auf unseren Analysen der vergangenen und gegenwärtigen Situation haben die Studierenden am Ende kurze Texte zu der Frage geschrieben, wie eine von Transmaterialist*innen veränderte Gesellschaft aussehen würde. Es war die Frage nach einer Utopie. Drei Texte in ganz unterschiedlichen Formaten werden hier veröffentlicht. In “Right to the City — Only to those who Conform? Gentrification, Trans visibility, and Culture“ zeichnet Meda Urbonaitė die utopischen Möglichkeiten von Raum und Stadtplanung für eine transmaterialistische Zukunft. Das Gedicht “Frankenstein’s loving monster finding home” von Lana Wahlström beschäftigt sich mit der Metapher des Monsters in der kapitalistischen Gesellschaft. In “The ‛Encounterʼ is not Important“ entwickelt Misha K. eine Utopie, die aus Bruchstücken aufgebaut ist.
Titelbild: Copyright Alaida Hobbing. Hier wird zum gemeinsamen Diskutieren eingeladen. Das Foto zeigt einen Blick in die Ausstellung “Transcestry” des Museum of Transology in London, Vereinigtes Königreich. Es ist das nationale trans Archiv im Vereinigten Königreich.
Alaida Hobbing (sie/they) studiert im Master Philosophie an der HU Berlin. Nebenbei engagiert sie sich in queer- und transaktivistischen Zusammenhängen. Dabei forscht und arbeitet Alaida zu Medien- und Technikphilosophie, Sozialphilosophie, (queer-)feministischer Theorie.